»Wir sind inzwischen nicht mehr nur Lebensmittelhersteller, sondern auch Saatgutvermehrer.« Martin Miersch, Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums für Sojaanbau und Entwicklung bei Taifun Es war ein Tauschgeschäft, das begeistert angenommen wurde. Statt der erhofften eintausend Teilnehmer waren es mehr als doppelt so viele. »2 400 Anmeldungen! Das war Euphorie pur«, schwärmt Miersch lachend. Insgesamt geht es um 1 700 Sojakreuzungen und 20 Sojasorten. Die Mehrzahl der Hobbygärtner erhielt 10 Sojakreuzungen und zwei Vergleichssorten. Das Ziel? Herausfinden, welche Standorte zum Anbau geeignet sind und welche Sojakreuzungen wo wachsen. Die Aussaat begann im April und Mai 2016. Während der folgenden Blüte, Reife und Ernte waren die Gärtner dazu aufgerufen, genau zu beobachten, zu messen und ihre Antworten online zu übermitteln. Abgefragt wurde beispielsweise, wie viel ausgesät wurde, wie viele Samen keimten, der Blühbeginn, die Farbe der Blätter, die Blütenfarbe (normalerweise weiß oder lila), die Pflanzenlänge und Hülsenanzahl. Ihre Ernte schickten sie bis November an die LSA. Dann begannen die wissenschaftliche Auswertung und die Testphase, in der die Tofueignung der Sojabohnen geprüft wurde. »Eigentlich«, so Hahn, »ist die Sojapflanze für Tierfutter, für das sie oft angebaut wird, viel zu schade. Die Pflanze weist einen sehr hohen Nährwert- und Proteingehalt auf.« Das Ziel des Experiments ist es, ertragreiche und frühreife Sorten zu finden, die sich an die Bedingungen der jeweiligen Anbaugebiete anpassen können, also Feuchtigkeit, Kühle oder Trockenheit aushalten und ihre Reife bis September abgeschlossen haben. Darüber hinaus müssen sie die unterschiedlichen Kriterien der Abnehmer erfüllen, in diesem Fall für Tofu. »Es wäre schön, wenn bei 1 700 Kreuzungen 4 bis 5 brauchbare Sorten herauskämen«, so Miersch über seine Hoffnungen. Neues von Taifun Elisabeth Huber, seit 20 Jahren bei Taifun tätig, ist Wolfgang Hecks Nachfolgerin und leitet gemeinsam mit Alfons Graf das Unternehmen. Die Life Food GmbH gehört der von Heck gegründeten Stiftung, deren Vorstand er ist. So will Heck vermeiden, dass das Unternehmen verkauft werden könnte. Darüber hinaus liegt ihm viel daran, die Werte des Unternehmens zu erhalten und weiterzuentwickeln. Es gilt, ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig zu handeln. Ideen, wie die Gemeinwohl-Ökonomie des Österreichers Christian Felber, sind dabei immer wieder willkommene Inspirationen und Möglichkeiten, sich mit dem Ziel eines ethischen Wirtschaftens zusammenzuschließen. Mittlerweile liegen die ersten erfreulichen Ergebnisse des Soja- Experiments vor: Einige frühreife Stämme, die in kälteren Regionen Deutschlands wachsen können, wurden identifiziert. Mehr erfahren Sie unter 1000gaerten.de GS 18 Alnatura Magazin 02.2017
Taifun kurz gefasst • Hersteller von Tofuprodukten • Taifun macht sich für den regionalen Sojaanbau stark und arbeitet mit der Universität Hohenheim zusammen Gründung 1987 Unternehmenssitz Freiburg Mitarbeiter 240 Auszeichnungen Nominiert für den Umweltpreis Baden-Württemberg und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2016 Mehr Infos taifun-tofu.de und 1000gaerten.de Dr. Volker Hahn, der Leiter des Arbeitsgebietes Leguminosen an der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim, prüft die ersten Einsendungen des Soja-Experiments namens »1 000 Gärten« (links). Die Arbeit von 2 400 Hobbygärtnern – Sojaernte, fein säuberlich verpackt (unten). Genotyp ist ein Fachbegriff für Sojakreuz ungen, zu sehen in der Ernte des Sojaexperiments »1 000 Gärten« (großes Bild oben) Die Tofuprodukte von Taifun (rechts) werden aus europäischen Sojabohnen hergestellt (Feto ist nicht in allen Alnatura Filialen gelistet).
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