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Alnatura Magazin Juli 2020

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Kreative Rezepte mit Gurke und Zucchini / Hersteller-Interview: Emils: Saucen wie bei Oma / Alle fürs Klima: Nachhaltiger Lebensmitteltransport

40 JAHRE »ALTERNATIVER

40 JAHRE »ALTERNATIVER NOBELPREIS« Bekenntnis zu Meinungsund Pressefreiheit Um die Pressefreiheit ist es rund um den Erdball schlecht bestellt, wie die Organisation Reporter ohne Grenzen auch in ihrem diesjährigen Bericht feststellen muss. Die Situation in der Türkei stuft sie als »kritisch« ein. Für ihren Kampf um die Pressefreiheit wurden die Journalistinnen und Journalisten der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet im Jahre 2016 mit dem »Alternativen Nobelpreis« ausgezeichnet. Zu einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit in der Türkei zunehmend bedroht ist, beweist die Cumhuriyet, dass die Stimme der Demokratie nicht zum Schweigen gebracht werden kann«, begründet die Right Livelihood Stiftung in Stockholm im September 2016 ihre Entscheidung, der Redaktion diesen renommierten Preis zuzuerkennen. Denn ein Jahr zuvor erhielt die Pressefreiheit einen Schlag: Es war der 31. Oktober 2015, morgens um fünf Uhr, als bewaffnete türkische Polizisten an die Haustüren von 15 Journalistinnen und Journalisten der Tageszeitung Cumhuriyet hämmerten, sie eintraten, als nicht sogleich geöffnet wurde, verschlafenen und erschreckten Autorinnen und Autoren Handschellen anlegten und sie als »Terroristen« abführten. Jahrzehntelang hatten die Journalistinnen und Journalisten unter schwierigen Umständen Korruption aufgedeckt, Ungerechtigkeiten und Machtmissbrauch benannt, die Verletzung von Menschenrechten und die Zerstörung der Umwelt kritisiert. Zwölf von ihnen wurden zu insgesamt 78 Jahren Gefängnis verurteilt. Einer von ihnen war der Chefredakteur des kritischen Blatts: der Politikwissenschaftler und Autor Can Dündar. Er hatte einen Artikel über geheime Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes MIT an radikale Islamisten im syrischen Bürgerkrieg geschrieben. Die Waffen waren als medizinische Güter getarnt. Der türkische Präsident Erdogan wertete das als Spionage und Verrat von Staatsgeheimnissen. Er stellte höchstselbst Strafanzeige und bezeichnete Can Dündar als Terroristen. In der nächsten Ausgabe berichten wir vom Engagement der Hebamme Ina May Gaskin für natürliche Geburtshilfe. Der Right Livelihood Award kurz gefasst Der Right Livelihood Award, eher bekannt als der »Alternative Nobelpreis«, wird seit 40 Jahren an Menschen verliehen, die erfolgreich an einer nachhaltigen und enkelkindertauglichen, freien, gerechten und friedlichen Zukunft bauen. Die bislang 178 Persönlichkeiten aus 70 Ländern gelten als »Heldinnen der Gegenwart« und Pioniere einer anderen Welt. 1980 verkaufte der deutsch -schwedische Philanthrop Jakob von Uexküll seine wertvollen Briefmar ken und stiftete die heute welt bekannte Auszeichnung. In Deutschland kann der Preis mit steuerabzugsfähigen Spenden unterstützt werden: Dachstiftung für individuelles Schenken, IBAN: DE 9743 0609 6701 0370 0802 Flucht nach Attentat Can Dündar hatte sich am 22. April 2016 für den Prozess und aus Respekt vor der Gerechtigkeit einen guten Anzug angezogen. So als ginge er in die Oper. Seine Frau war bei ihm. Sie lachten – weil sie wussten, dass ihr Lachen für viele eine Aufmunterung sein würde. Und für die schwer zu ertragen sein würde, die ihn lebenslang ins Gefängnis stecken wollten. Auf dem Weg zum Gericht, Dündar war damals noch Chefredakteur der türkischen Zeitung, fiel ein Schuss. Der Schuss ging daneben, hätte aber sein Tod sein können. Er hatte Glück, floh aus der Türkei nach Deutschland, wo ihm Asyl gewährt wurde. Auf der Strecke blieben die Pressefreiheit und die älteste demokratische Zeitung der Türkei, Cumhuriyet – im Türkischen bedeutet der Name »Republik«. 42 Alnatura Magazin Juli 2020

Exil in Berlin Seit seiner Flucht lebt der ehemalige Chefredakteur im Exil in Berlin. Auch in Deutschland setzt sich der Journalist und Autor weiterhin für das Thema Pressefreiheit ein und versucht, mit seinen Freundinnen und Freunden, Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der Türkei in Kontakt zu bleiben und sie aus der (sicheren) Ferne zu unterstützen. Can Dündar fühlt sich nach eigenen Auskünften in Deutschland und speziell im weitläufigen und liberalen Berlin wohl. Er ist Kolumnist für DIE ZEIT und Chefredakteur des türkischen Webradios Özgürüz. Was viele nicht wissen: Er hat auch lange als Dokumentarfilmer in der Türkei gearbeitet und dabei viele Porträts gedreht. In Berlin sind seine Dokumentarfilme und damit seine Sicht auf die Türkei gelegentlich in der Reihe »Can’s Cinema« zu sehen. »Seit ich in Deutschland angekommen bin, ist mir aufgefallen, dass die Türkei immer nur mit Schlagworten wie ›Erdogan‹, ›DITIB‹, ›IS‹ und ›Einwanderer‹ in Verbindung gebracht wird. Das ist nicht fair. Die Türkei hat viel mehr zu bieten: mit ihrer Geschichte, der kemalistischen Revolution, der Kunst, dem Theater, dem Kino und der Musik. Mit meinen Dokumentarfilmen möchte ich den Menschen hier zeigen, wie vielfältig das politische, soziale und kulturelle Leben in der Türkei sein kann.« Nicht alle seine Kolleginnen und Kollegen hatten das Glück, wie er fliehen zu können. Seiner Frau Dilek Dündar wurde ohne Anklage der Reisepass abgenommen. Die Journalistin musste bis zum Juni 2019 warten, bis sie nach einer abenteuerlichen Ausreise ohne Papiere ihren Mann und ihren Sohn nach drei Jahren erzwungener Familientrennung in Deutschland wiedersah. Seine Kolleginnen und Kollegen blieben Jahre in Haft und kämpfen seit ihrer Freilassung weiter für Demokratie und Gerechtigkeit. Cumhuriyet, das preisgekrönte kritische Blatt, berichtet seitdem nur noch regierungskonform und wartet noch darauf, seinem Namen wieder Ehre machen zu dürfen. GvL Can Dündars Thesen Die Tageszeitung Cumhuriyet, deren Chefredakteur Can Dündar war, erhielt den »Alternativen Nobelpreis« im Jahr 2016. Er ist überzeugt: • Eine zukunftsfähige Gesellschaft braucht eine kritische Presse. • Umweltschutz und Nachhaltigkeit funktionieren nur dann, wenn die Menschenrechte garantiert werden und eine aktive Zivilgesellschaft die politische Agenda mitbestimmen darf. • Wahrheiten müssen ohne Ausnahme und Rücksicht benannt werden dürfen.

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