GESELLSCHAFT Smartphones – alles andere als smart Nachhaltigkeit ist in der Elektronik-Branche größtenteils ein Fremdwort – mit weitreichenden Folgen für Erde und Menschen. Doch ein Umdenken beginnt: Samsung hat angekündigt, sein Galaxy Note 7 zu recyceln. Wie »smart« sind eigentlich Smartphones und ihre Hersteller? Beispiel Samsung: Der Konzern musste im September 2016 wegen überhitzter Akkus in seinem Galaxy Note 7 weltweit insgesamt 4,3 Millionen Geräte zurückholen. Da ein Austausch der Akkus nicht vorgesehen war, erhielten die Kunden neue Handys. »Smart ist das nicht«, dachten sich Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Chemie, und seine asiatischen Greenpeace- Kollegen, die für die Kampagne Green IT arbeiten. »Wir machten Druck auf die Führung in Seoul, die Geräte nicht zu zerschreddern, sondern Rohstoffe und Komponenten wiederzuverwerten«, berichtet Santen. Eine Selbstverständlichkeit? Falsch! Die meisten Mobiltelefone werden nicht recycelt – und das obwohl sie voller wertvoller Ressourcen stecken. Die Wegwerfmentalität hat dramatische Folgen. Weltweit werden circa 1,5 Milliarden Geräte pro Jahr verkauft. Im Schnitt erwerben wir alle zwei bis zweieinhalb Jahre ein neues Mobil telefon, obwohl das alte noch funktionsfähig ist. Die Massenproduktion und kurze Nutzungsdauer hat weitreichende Folgen für unseren Planeten. Rohstoffe und Gewalt: Die kleinen Geräte stecken voller wertvoller Rohstoffe wie Kobalt, Palladium, Tantal, Seltene Erden, Silber und Gold. Warlords in Afrika finanzieren sich über Bergbau und Handel mit den begehrten Rohstoffen. Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung sind an der Tagesordnung. Export von Elektroschrott: Allein in deutschen Haushalten lagern über hundert Millionen ausrangierte Handys. Das Gros der Materialien in den Altgeräten wird nicht recycelt, sondern wandert auf den Müll oder wird in Länder des Südens »ex- Gefährliche Chemikalien: Smartphones enthalten umweltund gesundheitsschädigende Substanzen wie Weichmacher (Phthalate), bromierte Flammschutzmittel, Schwermetalle sowie andere gefährliche Stoffe wie Beryllium. In Samsung-Werken in Korea kämpfen Fabrikarbeiter und ihre Familien um Entschädigung für Krebserkrankungen und Todesfälle, die auf das Hantieren mit Chemikalien zurückzuführen sind. Die Gefahren enden aber nicht an den Werkstoren: Die toxischen Substanzen wandern über die Produkte und Abfälle rund um die Welt. Schmutzige Energie: Die Herstellung von Elektronikartikeln ist energieintensiv. Größtenteils wird in Ostasien produziert, wo Strom hauptsächlich aus Kohlekraftwerken gewonnen wird. Das ist die klimaschädlichste Form der Energiegewinnung. Auf dem Mobile World Congress 2017 fordert Greenpeace von den Herstellern echte Innovationen: umweltverträgliche Geräte mit austauschbaren Komponenten (oben). Erste Hilfe: Greenpeace bietet in vielen Städten Repair-Cafés an, in denen man mit Unterstützung Smartphones reparieren kann. (unten). Immer das neueste Handymodell? Unser Elektroschrott landet in ärmeren Ländern, hier eine Müllhalde auf Java (rechts). 36 Alnatura Magazin 06.2017
ANZEIGE portiert«. Menschen versuchen hier unter unwürdigen Bedingungen und ohne Schutzvorkehrungen wertvolle Metalle zurückzugewinnen. Aus all diesen Gründen fordert Greenpeace die Elektronik-Branche auf, Geräte so zu designen, dass sie leicht reparierbar sind und Komponenten wiederverwertet werden können. Alnat/2017/04 Reparieren statt wegwerfen Ein halbes Jahr hat Greenpeace auf Samsung eingewirkt, das Galaxy Note 7 zu recyceln, zuletzt im Februar 2017 in Barcelona mit einer Aktion auf der Pressekonferenz des Konzerns anlässlich des Mobile World Congress. Am 28. März verkündete Samsung in New York: Die zwei Millionen produzierten, aber nicht verkauften Galaxy Note 7 sollen mit neuen Akkus versehen und wiederverkauft werden. Bei den zurückgenommenen 2,3 Millionen Geräten will man hochwertige Komponenten wiederverwerten, der Rest wird fachgerecht entsorgt. Ein großer Erfolg für Greenpeace. Ist das eine Trendwende in der Branche? Manfred Santen ist verhalten optimistisch: »Wir begrüßen, dass Samsung endlich umdenkt. Unsere Vision ist eine kreislauffähige Wirtschaft. In der Herstellung von Mobiltelefonen sollen keine primären Rohstoffe mehr verwendet werden, sondern nur welche aus Altgeräten. Das wären echte Innovationen.« Viele Verbraucher sehen das genauso. Wie Greenpeace 2016 in einer repräsentativen Umfrage herausfand, wollen 69 Prozent weniger neue Modelle, 61 Prozent erwarten von den Herstellern, dass sie Altgeräte recyceln. Santen: »Über kurz oder lang werden sich die Verbraucher den Marken zuwenden, die modulare, umweltverträgliche Handys produzieren. Dann wird die Nachfrage den Markt umkrempeln, und wer nicht smart ist, wird abgehängt.« Bis es so weit ist, sollten wir Smartphones länger nutzen. Greenpeace bietet in vielen Städten immer wieder Repair-Cafés an. Teilnehmer lernen unter Anleitung, wie sie zerbrochene Displays reparieren oder Teile austauschen können. Infos zu den Terminen gibt es auf der Facebook-Seite von Greenpeace unter »Events«. Repair-Cafés können allerdings nur eine erste Hilfe gegen die Ressourcenverschwendung sein. Die Industrie sollte in Zukunft Smartphones bauen, die den Namen auch verdienen. ››› Gastbeitrag Greenpeace e.V. Gelenk-Aktiv Bio-Hagebutten-Tonikum • Mit Acerola-Vitamin C • Plus Hagebutte und Teufelskralle • Sehr guter Geschmack DE-ÖKO-003 Ohne Alkohol, ohne Konservierungsstoffe Salus. Der Natur verbunden. Der Gesundheit verpflichtet. www.salus.de
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