HERSTELLER-INTERVIEW Für den torffreien Hobbygarten Die Erden von Bioterra stammen aus der Eifel. Dass sie keinen Torf enthalten, schützt die sen siblen Moore und damit das Klima. Aber gedeihen Pflanzen damit ebenso gut? Fragen an Antonius Münks, Experte für Bio-Blumenerden. Antonius Münks und seine Kolleginnen und Kollegen testen ihre Erden auch im heimischen Garten. Hobbygärtnerinnen und -gärtnern, die mit torffreier Erde arbeiten, empfiehlt Münks, im Herbst ruhig noch eine Schaufel Kompost ins offene Beet zu geben – aber bei Pflanzenkübeln lieber darauf zu verzichten: »Der Gehalt von Kali wird dann schnell zu hoch«, gibt er zu bedenken. Redaktion: Herr Münks, Sie verkaufen torffreie Blumenerden. Damit bleiben die Moore unversehrt. War das eine spontane Idee vor dem Hintergrund der zunehmenden Sorge ums Klima? Antonius Münks: »Nein, schon seit Gründung unseres Unternehmens vor 30 Jahren bieten wir neben torfhaltiger auch torffreie Erde an. Das liegt an der Region: Wir sitzen in der Eifel, Torf war hier schon immer teuer und aufwendig zu beziehen. Vor der Haustür finden wir aber große Mengen an Holz, Rinde und Grünschnitt vor, die sich als Nährboden für Pflanzen ebenfalls hervorragend eignen.« Das also sind die Stoffe, die in Ihrer Pflanzenerde stecken? »Die drei volumengebenden Stoffe in unseren Bioterra- Erden sind Holzfasern, die wir aus Holzhackschnitzeln selbst gewinnen und selbst zu Fasern weiterverarbeiten, außerdem Rindenhumus und Grünschnitt von Kommunen, den wir kom postieren. Dazu kommen – je nach Produkt, das abgestimmt ist auf Pflanzenart und Wachstumsstadium – Naturdünger wie Hornspäne, aber auch Kokosfasern, Kokosmark, Lavagranulat, Kalk und Blähton, poröse Tonkügelchen.« Torffreie Erden sind vergleichsweise klimafreundlich. Aber gedeihen Pflanzen damit ebenso gut? »Zu den Vorteilen von Torf zählt, dass er immense Mengen Wasser speichern kann und nährstoffarm ist, sodass man ihn nach Bedarf düngen kann. In den vergangenen 30 Jahren sind unsere Torf ersatzprodukte deutlich besser geworden. Hobby gärtne - r innen und -gärtner können torfhaltige Erde heute eins zu eins durch torffreie Erde ersetzen. Vielleicht müssen sie einmal mehr gießen, aber Blumen und Nutzpflanzen gedeihen ebenso gut wie mit Torf. Das zeigen auch unsere Dokumentationen. In Nährstoffanalysen lassen wir zudem unsere Erden überprüfen, wir ermitteln beispielsweise den Salzgehalt und den pH-Wert. In unseren Erden liegt er zwischen 5,7 und 6,7, damit sind sie für die meisten Pflanzen geeignet. Im Erwerbsgartenbau andererseits, wo wirtschaftlichen Aspekten eine immense Bedeutung zukommt, sind die Alternativen noch nicht so weit.« Fichten wachsen schnell. Ist das der Grund, weshalb Sie sie für Ihre Holzfasern verwenden? »Hauptgrund für die Verwendung von Fichten ist, dass sich nur mit Nadelhölzern vergleichsweise lange Fasern herstellen lassen. Die Fichte ist für uns von besonderer Bedeutung, weil sie als heimisches Forstgehölz in der Eifel sehr häufig aufgeforstet wird. Wir verwenden aber auch Kiefern zur Herstellung von Holzfasern. Laubgehölze sind aus verschiedenen Gründen nicht geeignet. In der Erde dienen die Holzfasern zur Wasserführung und sorgen mit ihrer Porosität für Durchlüftung.« Sie setzen auch Kokosfasern ein. Wofür sind sie gut? »Kokosfasern haben vergleichbare Eigenschaften wie Holzfasern, müssen jedoch aus Indien und Sri Lanka importiert werden. Wir ersetzen daher zunehmend Kokosfasern mit unserer Fiohta Holzfaser, einem heimischen Rohstoff. Damit verringern wir den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte. Schon heute liegt der Kokosanteil in Bioterra-Erden deshalb unter zehn Prozent.« 34 Alnatura Magazin März 2020
Pinienrinde wird in grober Korngröße als dekoratives Mulchmaterial eingesetzt. Im Hintergrund sieht man eine feinere Korngröße, die auch in torffreien Blumenerden als Zuschlagsstoff zum Einsatz kommt. Klimafreundlich gärtnern Viele der handelsüblichen Blumenerden bestehen ganz oder überwiegend aus Torf und damit aus einer pflanzlichen Substanz, die in Mooren entsteht. Moore sind wasserreiche Ökosysteme, die rund drei Prozent der Landfläche der Erde bedecken. Sie sind Lebensraum vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten und haben große Bedeutung für den Klimaschutz, indem sie immense Mengen an Kohlenstoff speichern. Werden Moore trockengelegt und Torf abgebaut, setzt dies große Mengen an Kohlenstoffdioxid frei und verstärkt somit den Treibhauseffekt. Allein in Deutschland entweichen so nach Angaben der Umweltschutzorganisation BUND jährlich 42 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid. Das entspricht knapp fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Rund ein Viertel der bundesweit verwendeten torfhaltigen Erden kommt in privaten Gärten zum Einsatz. Der Begriff Bio-Erde ist nicht geschützt. Was hat es zu bedeuten, dass Sie Bio-Erde anbieten? »Wir halten uns an die EG-Öko-Verordnung, setzen nur natürliche Materialien und keine mineralischen Dünger ein. Das überprüft der TÜV Nord. Dass auch torfhaltige Erden als Bio- Erden ausgewiesen werden dürfen, ist für den Verbraucher verwirrend. Um unsere torffreie Qualität weiter hervorzuheben, arbeiten wir an der weiterführenden Bio-Zertifizierung nach Grünstempel.« Torffreie Erden sind vor allem in jüngerer Zeit ein Thema. Sie bieten torffreie Produkte seit Jahrzehnten an. Konnten Sie sie auch verkaufen? »Torffreie Erde hat andere optische und haptische Eigenschaften als torfhaltige Erde. Hier hat die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher erst in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Aktuell fordert die Bundesregierung dazu auf, auf Torf in Erden zu verzichten. Auch dies erhöht die Bereitschaft zur Verwendung bei Verbrauchern.« JL Die Erden von Bioterra werden bei der Firma Eifel- Holz in Bütgenbach produziert, in der belgischen Eifel. Hier werden Holz-, Rinden- und Humusprodukte erzeugt und verarbeitet. Die Verpackung der Bioterra-Erden besteht zu 80 Prozent aus recyceltem Material und darf deshalb den Blauen Engel tragen. Alnatura Magazin März 2020 35
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