alnatura
Aufrufe
vor 1 Jahr

Alnatura Nachhaltigkeitsbericht 2021/2022

  • Text
  • Wwwalnaturade
  • Nachhaltigkeit
  • Nachhaltigkeitsbericht
  • Alnatura
Der Alnatura Nachhaltigkeitsbericht stellt unseren Beitrag für Mensch und Erde gebündelt und umfassend dar.

NACHHALTIGKEITSBERICHT

NACHHALTIGKEITSBERICHT 2021/22 Im Gespräch mit Götz E. Rehn Herr Rehn, die Anthroposophie, die Lehre von Rudolf Steiner über das Wesen des Menschen, beeinflusst Sie bereits seit Ihrem Studium. Inwiefern erleben die Mitarbeitenden bei Alnatura Anthroposophie und wird sie in Zukunft noch eine Rolle spielen? Für mich waren und sind die Ideen Rudolf Steiners wesentlich im Hinblick auf die Frage: Was ist der Mensch? Jeder Mensch ist eine einzigartige Persönlichkeit, die ihr eigenes Leben gestaltet. Die Alnatura Arbeitsgemeinschaft besteht aus vielen individuellen Persönlichkeiten, deren Befähigung und Entwicklung Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit ist. Wir wollen alle Mitarbeitenden darin unterstützen, sich zu entwickeln und dadurch zu befähigen, ganzheitlich zu denken und selbstverantwortlich handeln zu können. Entwicklung bedeutet dabei nicht nur das Erwerben von Fachwissen, vielmehr wollen wir ganzheitliches Lernen ermöglichen. Zu diesem Zweck haben wir 2021 ein neues Bildungs- und Entwicklungskonzept erarbeitet, das sogenannte Entwicklungshaus. Es unterstützt die Entwicklung der Mitarbeitenden, basierend auf den drei Säulen Fachwissen, Praxiserfahrung und Kreativität oder Fantasie, sprich Kunst. Alnatura wird bald auf 40 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblicken. Ist Alnatura – über diesen Zeitraum betrachtet – nachhaltig genug? Wo können wir noch ansetzen? Glücklicherweise hängt unser Unternehmensgegenstand, die biologische Landwirtschaft, zentral mit Nachhaltigkeit zusammen: Sie ist ein großer Hebel zur Überwindung der vielen derzeitigen Umweltprobleme. Mithilfe des biologischen Landbaus, des Arbeitens mit und nach den Grundgesetzen der Natur, gelingt es, Humus aufzubauen, unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum zu geben und Luft und Wasser sauber zu halten. Unsere zukünftige Aufgabe wird es daher umso mehr sein, das Thema Nachhaltigkeit konsequent mit dem biologischen Landbau und dessen Förderung zu verbinden. Und wir müssen dafür sorgen, dass noch mehr Menschen verstehen, welch wirksamen Hebel der biologische Landbau zur Überwindung der Klimakrise darstellt. Die Corona-Pandemie beeinflusst unser Leben und Arbeiten seit Anfang 2020. Welche Herausforderungen brachte die Pandemie mit sich und hat sie auch Chancen eröffnet? einschränken können. Das ist eine sehr wichtige Erfahrung, denn dadurch erkennen wir, dass wir nicht allmächtig sind. Die Natur hat eine unbändige Macht und Kraft, wenn sie sich nicht ihrem Wesen gerecht entwickeln kann. Zum Zweiten wurden wir durch die aus der Pandemie folgende soziale Distanz gezwungen, uns sehr stark mit uns selbst auseinanderzusetzen. Das führte bei den einen dazu, über den Sinn des Lebens nachzudenken und sich vielleicht neu auszurichten; bei anderen führte es zu Einsamkeit oder Depressionen. Zum Dritten, und das spüren wir in Teilen der Alnatura Arbeitsgemeinschaft bereits nach zwei Jahren, fehlt die Integrationsleistung einer Gemeinschaft. Wir müssen lernen, wieder wirklich zusammen und nicht nur nebeneinanderher zu arbeiten. Denn die Leistung eines Unternehmens ist davon abhängig, wie es gelingt, miteinander für andere tätig sein zu wollen und zu können. Im Juni 2021 beschloss die Bundesregierung ein Lieferkettengesetz mit dem Ziel, Menschenrechte in globalen Lieferketten besser zu schützen. Genügt es, lediglich rechtliche Vorgaben zu erfüllen? Alnatura versucht, gemäß der Vision Sinnvoll für Mensch und Erde alle Lebensbereiche zu durchdenken und sinnvoll zu gestalten. So haben wir uns bereits vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern im In- und Ausland über die Lieferkette fair, sozial und nachhaltig zu gestalten. Bereits 2020 wurde Alnatura vom unabhängigen Forschungsinstitut für biologischen Landbau Deutschland e. V. (FiBL) mit dem We-Care-Standard zertifiziert. Der Standard prüft das gesamte Unternehmen und nimmt dabei die Unternehmensführung, das Lieferketten- und Umwelt management sowie die Mitarbeiterverantwortung in den Blick. Das von der Bundesregierung beschlossene Lieferkettengesetz geht längst nicht so weit wie die Vorgaben des We-Care-Standards. Wir versuchen, alles, was wir verbessern können, aus Einsicht und selbstständig, ohne politische Vorgaben, ohne Zwang, umzusetzen, damit es Mensch und Erde in Zukunft besser geht. Das ist unser eigenes, zentrales Motiv. Würde die Gesellschaft die Bestäubungsleistung von Bienen und anderen Insekten monetär honorieren, müsste sie viele Milliarden Euro aufwenden. Warum ist es wichtig, dass Ökosystemleistungen über Produktpreise abgebildet werden? Zum Ersten hat Corona gezeigt, dass menschliche Eingriffe in die Natur unsere Lebenssituation dramatisch verändern und Aktuell hebeln viele Wirtschaftsweisen das sogenannte Verursacherprinzip aus. Ein Beispiel: Die Agrarindustrie wird im 4

NACHHALTIGKEITSBERICHT 2021/22 Wesent lichen durch Subventionen möglich, finanziert aus Steuergeldern. Die negativen Folgen der industriellen Landwirtschaft für die Umwelt werden jedoch den Verursachern nicht in Rechnung gestellt. Der Boston Consulting Group zufolge hat die Agrarindustrie in Deutschland 2019 externe Kosten in Höhe von rund 90 Milliarden Euro verursacht, unter anderem durch Treibhausgasemissionen sowie den Verlust von Ökosystemleistungen, wie der Artenvielfalt. So sterben dem Naturschutzbund Deutschland zufolge täglich bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten für immer aus. Diese Kosten von 90 Milliarden Euro müssten eigentlich vom Verursacher, den Agrarkonzernen, bezahlt werden – das tun sie aber nicht und das muss sich ändern. Produktpreise müssen in Zukunft die Wirklichkeit spiegeln: Alle Leistungen wie Klima- und Naturschutz müssen im Preis abgebildet sein, alle schädlichen Einflüsse ebenfalls. Nur wenn wir diese wahren Preise haben, kann Marktwirtschaft funktionieren, ohne die Natur zu zerstören. Nicht zuletzt die verheerenden Hochwasser in Deutschland im Sommer 2021 zeigen eindringlich, dass wir die Folgen unseres Tuns wider die Natur nicht länger ignorieren können. Begeben wir uns gedanklich auf Zeitreise. Wo sehen Sie Alnatura in Zukunft, in welchem Umfeld wird das Unternehmen agieren? In unserem Umfeld aus Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, Bio-Bäuerinnen und -Bauern sowie weiteren Beteiligten wollen wir unsere Verbindung zur Erde und Natur intensivieren und unsere Kundinnen und Kunden einladen, sich mit uns zu verbinden. Wir wünschen uns, dass immer mehr Menschen Alnatura Produkte zu günstigen, zugleich fairen Preisen erhalten können. Damit mehr Bio in die Welt gebracht wird und immer mehr Menschen erkennen, dass die biologische Landwirtschaft die große Chance darstellt, die Klimakrise zu bewältigen. Wie stellen Sie sicher, dass Alnatura auch in Zukunft langfristig bestehen bleibt und gemäß der Vision Sinnvoll für Mensch und Erde weitergeführt wird? Doppelstiftungsmodell, bestehend aus der Alnatura Stiftung und der Götz E. Rehn Stiftung. Die gemeinnützige Alnatura Stiftung wird die Eigentümerin der Unternehmensan teile sein. Sie fördert Kunst, Kultur, Wissenschaft, Forschung, Entwicklungshilfe sowie Umweltschutz und weitere gemeinwohlorientierte Felder. Die Götz E. Rehn Stiftung ist eine Familienstiftung, welche die Stimmrechte bündelt und den Fortbestand von Alnatura sicherstellt. In bestimmten Bedarfsfällen wird sie außerdem für die finanzielle Unterstützung meiner Nach - kommen sorgen. Mit den Stiftungsgremien bekommt die Geschäftsleitung einen Ansprechpartner für zustimmungspflichtige Themen, sozusagen eine Freiheit mit Leitplanken. Ich gehöre beiden Stiftungsvorständen mit umfassenden Stifterrechten an und kann auf die Ausgestaltung Ein - fluss nehmen. Es ist mir wichtig, dass der Grundsatz von Alnatura Sinnvoll für Mensch und Erde auch in hundert Jahren noch zutreffend sein wird. Daher soll das Unternehmen auch niemals verkauft werden können, denn dann müssten die Käufer den Kaufpreis wieder erwirtschaften, was zum Bei spiel zulasten der Produktqualität gehen könnte. Ich habe Alnatura gegründet, um in erster Linie einen positi - ven Effekt für das Gemeinwohl, für die Entwicklung des Menschen und der Natur zu bewirken. Auch die Geschäftsleitung von Alnatura haben wir in den vergangenen Jahren kontinuier lich erweitert, aktuell besteht sie aus fünf Persönlichkeiten, sodass das operative Unternehmen nicht von meiner Geschäftsführerfunktion abhängig ist. Herr Rehn, vielen Dank für das Gespräch. Ich habe mich schon vor vielen Jahren auf die Suche nach einer Möglichkeit gemacht, meine Nachfolge im Sinne der Unternehmensvision zu regeln. Die Entscheidung fiel auf ein Die Fragen stellten Stella Eichhorst und Lisa Strauß, Abteilung Nachhaltigkeit. 5

Erfolgreich kopiert!

digitale Sammlung

Neu eingetroffen

© 2021 by Alnatura